Veranstaltung des Archivs der Münchner Arbeiterbewegung e.V.
Donnerstag, 15. November 2012, 20 Uhr Seidlvilla, Nikolaiplatz 4, Archivraum
Prof. Dr. Benjamin Ziemann (Sheffield)
Dr. Antonia Leugers (Tübingen)
Kriegsgedenken in München 1919-1933
Sozialisten und Katholiken erinnern an den Ersten Weltkrieg
Vortrag mit Diskussion
Die Veteranenverbände sozialistischer Arbeiter setzten sich in der Gründungsphase überwiegend aus Weltkriegsteilnehmern zusammen. Sie suchten nach einer eigenen kulturellen Würdigung der Toten des Weltkriegs und einer symbolischen Ausdeutung und Kommunizierbarkeit ihrer Kriegserinnerungen und Kriegserfahrungen.
Das republikanische System sahen sie als notwendige Konsequenz aus dem völligen moralischen und politischen Bankrott des wilhelminischen Systems und seiner herrschenden Kaste an, der sich in den hypertrophen Kriegszielen und der Knechtung und Ausbeutung der Volksmassen in der Armee manifestiert und folgerichtig zum Zusammenbruch im Herbst 1918 geführt hatte. Kriegserinnerungen der Veteranen verbanden sich daher mit einer emphatischen Rede von der Republik, die die Viktimisierung und Unterdrückung der einfachen Leute durch Sicherung ihrer Freiheit und Rechte aufheben sollte.
Die für München dominante katholische Kirche bot gerade bei Einweihungen von Kriegerdenkmälern und bei Gedächtnisfeiern für die Weltkriegstoten gottesdienstliche Feierformen und Ansprachen, die das Sterben der Angehörigen und Freunde im Krieg mit christlichem Sinn erschließen sollten. Die katholische Symbolik und Deutung unterschied sich fundamental von jener der Sozialisten. Ein emphatisches Bekenntnis zur Republik als Garantin von Freiheit und Recht vernahmen die Gläubigen nicht.
Welche Bedeutung dieses konträre Kriegsgedenken von Sozialisten und Katholiken während der Weimarer Jahre in München hatte, stellen Benjamin Ziemann und Antonia Leugers in ihren Vorträgen dar und laden zur Diskussion ihrer Thesen ein.
Benjamin Ziemann, Professor of Modern History, University of Sheffield (UK). Hauptforschungsgebiete: Kriegs- und Militärgeschichte des 20. Jahrhunderts, insbesondere Geschichte des Ersten Weltkriegs, Historische Friedensforschung, Theorie der Sozial- und Kulturhistorie, Sozialgeschichte der Religion.
Antonia Leugers, Kirchenhistorikerin, Eberhard Karls-Universität Tübingen. Hauptforschungsgebiete: Katholische Kriegsfriedensdiskurse der Münchner Zwischenkriegszeit, „Kriegserfahrungen“ im Zweiten Weltkrieg, Katholische Kirche und Nationalsozialismus, Widerstand von Frauen und Männern, Bildungsforschung, Ordensgeschichte.
Prof. Dr. Ludwig Eiber wird die Veranstaltung moderieren. Das Kulturreferat der Landeshauptstadt München unterstützt die Vortragsreihe, der Eintritt ist frei. Archiv der Münchner Arbeiterbewegung, Ebenböckstr. 11, 81241 München, T. 089/834 46 83, admab@web.de – www.arbeiterarchiv.de
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