Der Mißbrauch in der katholischen Kirche hat eine lange Geschichte, und er wurde immer herunter gespielt.
Die autoritäre Struktur und der Zölibat war auch vor hundert Jahren eine Grundlage für die Sünde der Priester, wie es bezeichnet wurde,
und als am 7. November in München Revolution war, verbrannte der Antisemit und Vorsitzende der Bayrischen Bischofskonferenz Kardinal Michael von Faulhaber, als erstes die Unterlagen der sündigen Priester.
Seine Tagebücher blieben durch seine früheren Mitarbeiter erhalten und geben ein interessantes Zeugnis über die Zeit:
Der Kardinal hatte Kopfschmerzen, als hätte ihm jemand über den Kopf geschlagen, als der König geflohen ist … sein Ober-Hajupt, das ihn als „königlicher Hofkaplan“ noch geadelt hatte, war abgehauen, und er hatte mit einer Regierung zu tun, die er nicht sehen wollt: Juden und Religionsfeinde meinte er … und sie nahmen den Kirchen den damals direkten Zugriff auf die Jugend: Die Schulaufsicht wurde durch die Revolution 1918 den Kirchen weg genommen und eine staatliche, sonst hätte es noch mehr Mißbrauch gegeben …
Seit dem hatte sich in der Kirche zu dem Thema nichts gewandelt: Verleugnen, Vertuschen, Versetzen …
Faulhaber ließ auch in seinem am 2. Februar zu verlesenden Hirtenbrief nicht ab vom aggressiven Ton, indem er die Verordnungen des Kultusministers als schwerer wiegend „als der Blutbefehl des Herodes“ und die Regierung als „christusfeindliche Staatsregierung“ und „Totengräber der Religion“ 67 bezeichnete. Doch vertraute Faulhaber darauf, die Macht des „Herodes“ habe ihre Grenze, wie es im Evangelium stehe: „,Die dem Kinde nach dem Leben strebten, sind gestorben‘ (Matth. 2, 20), und vor dem Richterstuhl der Geschichte ist Herodes mit dem Fluche eines Kindermörders belegt.“ 68
Diese Darstellung Faulhabers hatte nichts mehr gemein mit sachlichen Zustandsbeschreibungen, sondern war Ausfluss tief sitzender Bedrohungsängste des Erzbischofs. Gräfin Moy begab sich mit einer Abordnung zum Kultusminister, um ihn direkt nach seinen Absichten zu befragen. Sie berichtete Faulhaber am 13. Februar, Hoffmann habe ihr geantwortet: „Nein, das will ich nicht, bekämpfen will ich die Religion nicht.“ 69
Antonia Leugers: „ weil doch einmal Blut fliessen muss , bevor wieder Ordnung kommt “
Erzbischof Faulhabers Krisendeutung in seinem Tagebuch 1918/19 theologie.geschichte Beihefte, Nr. 7 (2013) PDF S.74 und 75
Seit einigen Jahren arbeiteten etliche Leute an den stenographischen Tagebüchern, und eine Website stellt sie nun zur Verfügung: www.faulhaber-edition.de
Mißbrauch braucht jetzt auch klare Einladung, den autoritären Klerikalismus aufzuklären: Die Gottesvergiftung in den Gehirnen ist schon lange bekannt, aber immer feindlich abgewehrt worden.
Faulhaber 21.2.19: Ängstlicher Ohrenzeuge des Mordes an Kurt Eisner
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