Die Gewohnheiten der alten Zeit sind eingeschliffen, und auch wenn die Verhältnisse unpassend sind – die wirkliche Veränderung ist dann doch erst einmal erschreckend. Vor der Entscheidung stehen jetzt viele Traditionalisten.

Bayern verlässt allmählich den Post-Faschismus,

der so bequem autoritär und mackerhaft zu Bier und Brotzeit passte, und seit vielen Jahren im Oktoberfest einen pervers überdrehten Gemeinschaftsrausch der korrupten Brauerei-Konzerne, der Parteien und der Wiesn-Wirte abfeiert.

Zum Post-Faschismus gehört auch die Rolle der Kirchen, die vor 100 Jahren gegen die Revolution und den Sozialismus, für Monarchie und Obrigkeit eintraten, bis diese Obrigkeit sie in die Falle der Konkordate gelockt hatte.

Die Falle der staatlichen Finanzierung hält im Augenblick die kirchlichen Hierarchien immer noch gefangen:

Hatten sie 1936 nicht nur den Religionsunterricht und ihre Bischofs-Gehälter gesichert, sie hatten sich auch das Schweigen zu Euthanasie und Judenverfolgung eingehandelt, wie die mangelnde Solidarität mit den Hunderten von Kaplänen, Priestern und Pfarrern im Konzentrationslager.

Der Antisemit Kardinal Faulhaber wollte mit den ungläubigen Juden nichts zu tun haben, empfing aber den katholischen Burschenschafter der Rhaetia, den Eisner-Mörder Anton Arco, Jura-Student und wohl Zuhörer des Faulhaber-Spruches „weil doch einmal Blut fließen muss, bevor wieder Ordnung kommt“ www.faulhaber-edition.de

Faulhaber war als „königlicher Hofkaplan“ geadelt worden und auch mit dem bayrischen Feldherrn Prinz Rupprecht als „Feldkaplan“ an den Fronten unterwegs gewesen, Militarist geworden:

Antonia Leugers: „ weil doch einmal Blut fließen muss , bevor wieder Ordnung kommt “
Erzbischof Faulhabers Krisendeutung in seinem Tagebuch 1918/19 theologie.geschichte Beihefte, Nr. 7 (2013) PDF S.74 und 75

Die Wirklichkeit im Land sieht anders aus:

Die Kirchen sind meistens nicht mehr die CSU-Prediger, sondern eher an der Seite der Geflüchteten, und die rücksichtslose Abschiebe-Politik wie die geheim-erlass-gesteuerte Verweigerung von Ausbildungs- und Arbeitsverträgen in den Landratsämtern hat Tausende von Flüchtlings-Helfern über die „Rechtstreue“ der „Ordnungskräfte“ nachhaltig aufgeklärt.

Das arrogante Polizeiaufgabengesetz

bringt türkische Verhältnisse, über die wir grade in den Nachrichten erschrecken: Unbegrenze Untersuchungs- und Unterbindungshaft, Beton-Politik mit Gewalt durchzusetzen … das weckte nun auch die Bauern, die zu vielen Tausenden in München demonstrierten.

Die Beerdigung des Parlaments

Die einstimmige Annahme eines noch gar nicht vorliegenden MASTER-Planes des „Bundes-Innen-Heimat-Bau-Ministeriums“ durch die CSU bei empörten Protesten der anderen Parteien:

Das Papier des Bundes-Innen-Heimat-Bau-Ministerium wurde durch Faxgeräte, Drucker und Scanner zum CSU-Papier, eine alt-gewohnte Benutzung der Ministerien für die Staatspartei, auch in der DDR nie ein Problem, wie im Bayern der CSU.

Die von Markus Söder gewünschte „starke Demokratie“ war eine vermeintliche Staatspartei, deren Willkür nun grade mit 30 Millionen die Polizei neu bewaffnet, mit Inszenierungen, als wäre Schießen die zentrale Aufgabe der Polizei. Diese Sorte der Bürgerwehren, Schützen- und Trachtenvereins-Finanzierung war schon einmal der Versuch, Regierungs-Veränderungen zu verhindern.

Das Polizei-Aufgaben-Gesetz wird auch schon eingesetzt: Zu den Demonstrationen in Salzburg gegen den „Gipfel“ der reaktionären Flüchtlings-Politik …noPAG-Bündnis verurteilt Verletzung von Demonstrationsrechten

Postfaschismus

Postfaschismus ist die Zeit nach dem Faschismus, der in Bayern nach der Räterepublik in einer bürgerlich-klerikalen „Ordnungszelle“ der gelenkten Unrechts-Justiz aufwuchs, der die Revolutionäre zu irren Strafen verurteilte und die Mörder – oft mangels Lust auf Beweise – frei sprach. Der Mathematiker Emil Julius Gumbel stellte die Urteile und Strafen der Jahre in Bänden zusammen: Zwei Jahre politischer Mord / Vier Jahre politischer Mord.

Postfaschismus ist die Zeit nach dem Faschismus, der mit dem verlorenen Krieg ja nicht plötzlich vorbei war: Er war gut 12 Jahre in alle Überlebenden eingeprägt worden, als Befürchtung, als Hoffnung, als Utopie …

und dann waren ab 1950 wieder alle regionalen Nazis in den Positionen, die sie errungen hatten, mit ihrem rassistischen Treiben, und führten es freundlich lächelnd weiter. Manche unserer Lehrer prügelten allerdings auch …

Die klerikale Ordnung

ist auf dem Land noch immer tief verwurzelt, nicht nur in der Richtung Niederbayern in vielen alten magischen Verrichtungen wie Gelöbnissen, Wallfahrten, Weihwasser, und erwischt mindestens bei Beerdigungen alle Beteiligten:

Brechende Verbindungen

Bisher konnte MANN sich darauf verlssen, in allen Ebenen der JU und der CSU eingeladen zu werden und saufen zu können, so lange man sich an die Hausregeln der Wortwahl hält.

Auch in der Bayrischen Vertretung in Berlin gibt es in der „Herren“-Toilette einen „Bullen“ oder „Ochsen“, wie bei manchen Studentenverbindungen das besondere Becken neben der Tür heißt, in das man mit zwei Griffen sicheren Halt findend, hineinreihern kann, was beim Fressen und Saufen nicht im Magen bleiben will.

Nach Fressen und Saufen, vom Oktoberfest zur Jagd in Regensburg, verließ uns vor grade 30 Jahren am 3. Oktober ein Ministerpräsident, dem seitdem mit einem Nationalfeiertag gedacht wird, hatte er doch noch mit Milliardengeschäften …

Studentische Verbindungen

sichern im Hintergrund die alte obere Klasse der „G’studierten“,  und die „humanistischen Akademiker“ haben mit ihren Seilschaften nun im Nachbarland Österreich die Macht übernommen, was auch dort zu heftigen Demonstrationen und Auseinandersetzungen um ihre rechten Treiben führt.

In Bayern handeln sie eher versteckt, hat die Oberschicht ihre Kreise,und in der naiven Hoffnung, dass von dort was abfällt, haben alle ländlichen Vasallen immer brav mitgespielt, zum Teil mit Wissen der ganzen Gemeinde: Der Bürgermeister, sein Bruder oder Schwager hat die Bauunternehmung, die Kiesgrube, den Auftrag … und alle lächeln dazu, denn es war schon imer so, Tradition. Die Wertstoff-Höfe und manche Müllgeschäfte stinken eher moralisch zum Himmel …

Die ersten Migranten: Siebenbürgen, Sudeten, Ostpreußen …

Die ersten Migranten-Gruppen konnten sich im Postfaschismus so weit integrieren, als sie zu den autoritären – und Nazi-Strukturen passten.

Die alten Oberschichten konnten sich schnell wieder organsieren: Die bayrischen Vertriebenen-Verbände nahmen in den obersten Politik-Rängen ihre „Extra-Wurst“ und blieben dort unter sich, mit Sonderrechten und Heimat-Häusern bis heute. Teilweise blockierten sie mit ihren gleichzeitigen Rückkehr-Ansprüchen die Versöhnung mit den alten Nachbarn und früheren Auswanderungs-Staaten auf Jahrzehnte.

Die ersten „Gast“arbeitenden

Brett vor'm Hirnsollten ja eigentlich, wie ihre ersten „Generationen“ aus Italien und Portugal nur ein paar Jahre bleiben und sich etwas verdienen, um dann zu Hause etwas aufzubauen. Bei manchen Türkischen Arbeitern hatte es auch noch geklappt, aber dann waren neben den anatolischen Bauern auch politisch verfolgte Kurden und Kurdinnen zugewandert, die solche Chancen nicht hatten. Ihre Verfolgung betreibt die deutsche Polizei auf Wunsch des türkischen Mackers bis heute, und die Richter urteilen aktuell über Weiterleitungen von Facebook-Beiträgen der Süddeutschen Zeitung mit YPG-Flagge, die Verbündeten der USA, weil sie dabei an PKK denken.

Postfaschismus will nur Anpassung

Für die Kriegsgeneration, die Nachkriegskinder und die Kriegsenkel war das Thema Anpassung durchgehendes Programm, bis ausgerechnet über die amerikanischen „Befreier“ auch die widerständigen Bewegungen über die Musik daher kamen: SDS und Hippies und bürgerliche Vietnam-Kriegs-Gegner, das Musical Hair, die Bürgerrechtsbewegung der Schwarzen, die auch im Militär mit gewachsen war.

Die Bewegung gegen die Wiederbewaffnung mit ihrem ersten Polizei-Mord an dem jungen Aubinger Vater Philipp Müller in Essen, später die Anti-Atom-Bewegung, die Schwulen- und später die Lesben-Bewegung, es gab immer Austausch und Vorbilder, die bei der Trikont-Bewegung auch noch aus dem Süden kamen: Bis zur Tupac Amaru, den Stadt-Guerillas, die gegen die „Bleierne Zeit“ der reaktionären 1960er Jahre und die Hetze der BILD zuerst den Angriff auf den grenzenlosen Kapitalismus in den brennenden Kaufhäusern, dann aber auch den bewaffneten Kampf in Solidarität mit den Befreiungsbewegungen in allen Ländern führten.

Nun machen immer mehr Frauen den Mund auf

und nach 100 Jahren Wahlrecht und dem Ende des preußischen Verbotes der politischen Betätigung kommen Generationen, die eher studieren als gehorchen.

Es hat sie immer gegeben, aber sie wurden gern in den Hintergrund abgeschoben, und erst, als der „Heimatminister“ seine Riege der feisten Burschen in schlechten Anzügen vorstellte, wurde in ganzen Land offenbar: Dieser Kaiser ist nicht nur nackt und dumm, sondern auch unbelehrbar, und sein ganzer Umkreis ist es auch.

Postfaschistische Nibelungentreue

Die Männer reden wieder von Schulterschluss, und damit meinen sie ihre Riege, keine Frauen. Frau Merkel war solchen Umgang gewöhnt, sie hat aber ihre Frauenkreise beim Tee, die die nächsten Geschäfte in anderer Art vorbereiten: Liz Mohn und Friede Springer …

Die Privatisierung der Schulen

wird auch zu Bayern passen: Das für heilig erklärte drei-gliedrige Schulsystem wird mit allen Disziplinierungen verteidigt, und die Lehrkräfte bis an die Grenzen missbraucht: Oft fach-fremd eingesetzt, mit kaum pädagogischen Hintergründen, im August ins Jobcenter entlassen. Interkulturalität nur als Anpassung gedacht.

Die verkaufte „Demokratie“:

Bienen-Grabstein war es immer so und hatten wir in einer Illusion gelebt? Die RWE hatte rund um den Hambacher Forst fast ALLE Politiker gekauft, auch die Parteien natürlich, und die Polizei hat es nun auszubaden: Eine andere Demokratie ist möglich, aber wie kommen wir zu ihr?

Der Parlamentarismus des Grundgesetzes, in dem die Parteien „an der Willensbildung des Volkes“ mitwirken, ist durch Lobby-, Karriere- und Werbe-Agenturen gekapert. Die Idee der Arbeiter- Bauern und Soldatenräte ist historisch

„Mehr Demokratie“ durch Initiativen und Volksbegehren ist keine Alternative, sondern ein Konkurrenz-getriebenes Allerlei, das die Tendenz, jeweils eine persönliche Ideen- und Lebensformen-Partei zu entwickeln, ins Irrsinnige treiben könnte, aber nicht Verantwortung für’s Ganze übernimmt.

Bayern ist gemächlich

In den Gemeinden, den kleinen Kommunen und auf der Kreis-Ebene wird die Kompetenz der handelnden Personen noch klarer gesehen, denn die Nachbarschaften wissen mehr.

Ein Europa der Regionen

kann die fremd gewordene Dimension der europäischen Einigung hoffentlich zu einem nicht-mehr-nationalen Selbstverständnis heilen. Politische Bildung diente bisher der Beschönigung und der Propaganda für eine idealisierte Darstellung unserer Systeme. Die Weiter-Entwicklungen in

Gemeinwohl in der bayrischen Verfassung

Es wäre schon immer (seit 1949) drin gestanden, wurde aber weder von Juristerei noch von PolitikerInnen ernst genommen: Leerstands-Häuser zu enteignen, Spekulations-Gewinne zu besteuern, Steuern auf Gift-Emissionen, Müll, Plastik, … um etwas zu steuern … um das Gemeinwohl zu fördern.

Kriterien für das Gemeinwohl wurden aber weder im Parlamentarismus und den Parteien noch in Sonntagsreden entwickelt, Selbstlob war dort immer vorherrschend. Nun hatte in Österreich eine Bewegung, parallel zu und um attac entstanden, die Gemeinwohl-Ökonomie genauer zu definieren begonnen: In den Paradigmen Menschenwürde, Solidarität und Gerechtigkeit Ökologische Nachhaltigkeit sowie transparenz und Mitentscheidung ist eine Matrix jetzt in der Version 5.0 in den Beziehungen zu Lieferant*Innen, Eigentümer*Innen und Finanz-Partner*Innen, zu Mitarbeitenden und Kund*Innen und Mit-Unternehmenden und dem Gesellschaftlichen Umfeld bewertet und führt zu einer Gemeinwahl-Bilanz.

Aus der Geschichte lernen

die histo-Bewegung der Geschichtswerkstätten wirkt an allen Orten, auch am Land: In Halsbach erwachte die Erinnerung an die ZwangsarbeiterInnen, die in der Kriegszeit die harte Arbeit in der Landwirtschaft und in Chemie-Betrieben zu leisten hatten, von der Bundesrepublik nur lächerlich entschädigt, während die Haupt-Gewinner wie Quandt und Kladden den Verbrechen der alten Flick und Krupps in nicht mehr nachstehen.

RevolutionsWerkstatt und Revolutionsgespräche

und die seit Jahren im plenum-R Revolution und Räterepubliken wachsende inhaltliche Auseinandersetzung mit den Hintergründen sowie vorbereitete Revolutionswerkstätten, in denen die einzelnen Themenbereiche vertieft werden

Meine Recherchen in Räte-Muenchen und andere in Räte-Baiern, denn es gab die Organisationen in allen Gemeinden, Kreisen und Bezirken des Landes, und die reaktionären Bewegungen der bürgerlichen, kirchlichen und militärischen Hierarchien dagegen, bis zur alldeutsch-gemanisch orientierten Thule-Geheimgesellschaft im Hotel Vierjahreszeiten, die alle Räte-Gremien als Protokoll-Führende bequem bespitzelten, Freifahrscheine und Stempel klauten und mit Hilfe der Bamberger Parlaments-Regierung der MSPD und der rechten Freicorps-Organisationen, die arbeitslose Soldaten einsammelten, dann Putsch-Versuche wie am Palmsonntag 1919 starteten und die Niederschlagung und den Massenmord an der Räterepublik organisierten.

Kulturreferat und Bewegung im Land

Am 10.10. Pressekonferenz und Erscheinen eines Programm-Büchleins mit (mehr als) 330 Veranstaltungen unter „1918 | 2018. Was ist Demokratie?“

in München wird ab November mit einem großen Programm an die Revolution vom 7. November 1918 und die Ausrufung des Freistaats Bayern erinnert. Die Revolution wurde in München vom unabhängigen Sozialdemokraten Kurt Eisner angeführt, und mit ihr schlug in Bayern erstmals die Stunde der Demokratie. Eine Rückschau auf historische Ereignisse und Errungenschaften, Akteurinnen und Akteure, Wege und Irrwege, enthält immer auch die Frage nach der Gegenwart. Das Ringen um die Geburt der Demokratie in Bayern und Deutschland verweist auf Schwierigkeiten, mit denen sich Demokratie als Form des gesellschaftlichen Zusammenlebens auch hundert Jahre später auseinandersetzen muss.

Die hundert Tage der Regierung Eisners haben mehr Ideen, mehr Freuden der Vernunft, mehr Belebung der Geister gebracht, als die fünfzig Jahre vorher. Sein Glaube an die Kraft des Gedankens, sich in Wirklichkeit zu verwandeln, ergriff selbst Ungläubige.“   Heinrich Mann: Kurt Eisner. Gedenkrede, gehalten am 16. März 1919. In: Ders.: Macht und Mensch. München 1919, S. 197.

– Kann noch weiter gehen .. –

Text-Version mit Wiki-Links: www.joker-netz.raete-muenchen.de/Postfaschismus#in_Bayern

Politischer Wechsel in Bayern zu feiern

Faulhaber 21.2.19: Ängstlicher Ohrenzeuge des Mordes an Kurt Eisner

 

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