Wie entstand demokratisches Denken?

Vor 200 Jahren hatten wir in den deutschen Fürstentümern auch noch die Leibeigenschaft, der Adel und das Bürgertum hatte immer mit Besitz, Erbschaft, Verdienst und Privi-Legien zu tun, die besonderen Rechte der ERSTEN KLASSE.

Zur 1. Klasse gehörten auch die „humanistisch Gebildeten“ mit Abitur, und vor allem mit „Doktor“: Ärzte, Juristen, Priester, „gehobene“ Beamte, aufgestiegene Militärs und Bankiers, Unternehmer … damals alles Männer, bis auf die ersten Pionierinnen.

Im Adel geboren: Michail Bakunin

Hierarchie-Sturm

Michail Alexandrowitsch Bakunin (1814 – 1876)  wurde wegen der Teilnahme an Aufständen in Paris, Dresden und Prag mehrfach zum Tode verurteilt, begnadigt, in Petersburg inhaftiert und nach Sibirien verbannt. Von dort floh er nach einer Heirat über Japan und die USA nach Europa, wo er sich vor allem in Italien und der Schweiz der internationalen Arbeiterbewegung widmete.

Dabei geriet er mit Karl Marx regelmäßig in Konflikt, dessen autoritären Führungsstil und die Fixierung auf eine zentralistische Kampfpartei er in vielen Artikeln und Briefen kritisierte.

Bakunin plädierte für die Anarchie in der Selbstorganisation, für eine dezentrale von unten nach oben organisierte und gewaltlose Gesellschaft der Freien und Gleichen ohne Staat und Ausbeutung. Er hatte erlebt, „ Freiheit kann nur durch Freiheit geschaffen werden …“

Er hatte als junger adeliger Russe viele Sprachen gelernt, und dabei Feuerbach, Schelling und Hegel entdeckt, seinen Geschwistern beigebracht und deren Ideen in Moskau mit den anderen Studierenden diskutiert und in Artikeln in Zeitschriften veröffentlicht.

Er hielt die Idee der genossenschaftlichen Selbstverwaltung lebendig: Die freie Assoziation kleiner Produzenten könne die Anhäufung von Profit in den Händen weniger Reicher und die Ausbeutung der Arbeiter am besten verhindern. Viele Zitate und Quellen: wiki.eineweltnetz.org/doku.php?id=michail_bakunin#michail_alexandrowitsch_bakunin und www.bakunin.de

Philipp Loewenfeld Recht und PolitikDer Erfolg des Krieges 1870/71 hatte in Deutschland eine Rüstungsindustrie stark werden lassen, die bis heute in allen internationalen Auswirkungen von Angriff, Flucht und Übergriff ihre Finger im Spiel hat.

Die Aufstände und Revolten der Zeit in Lyon und Marseille, Paris etc und die Erfolge der Internationale in der Literatur, den Zeitschriften und Zeitungen, die sich in der bewusster werdenden Arbeiterschaft verbreiteten, wirkten in der Schweiz, in Italien und Spanien weiter,

bevor die Nationalismen des Geldes, der Rüstung und des Militärs wieder Oberhand gewannen:

In der Zeit des ‚Europäischen Krieges‘ (Franz Marc) hatten Adel und Militaristen die Interessen der Aufrüstung in die Monarchie getragen, ihr mögliche Gebiets-Erweiterungen ins Ohr geblasen. Die Geschäfte liefen … Millionen der jungen Männer wurden zu Helden, oder geopfert, „fielen“, starben, wurden verletzt, verreckten auf dem „Feld der Ehre“.


1918 – 2018 – 2019

Die Räterepublik in München geht wieder in ihre blutige Phase, und wir erleben die Niederschlagung der Ideen von Demokratie und Gemeinschaftlichkeit durch eine Mischung aus antisemitischen und kirchlichen Hetzern und der Mehrheits-SPD, gestützt von einem 500 Millionen schweren Anti-Bolschewisten-Fonds der kriegs-gestärkten Arbeitgeber, Banken und Rüstungsindustrie.

Was ist Demokratie?

Über hundert Jahre wurden die Erzählungen von den Nazis und in der Postfaschismus-Zeit von den Biederbürgern der jungen Bundesrepublik als Propaganda „gegen die Russen“ weiter benutzt.

Die Fischer-Kontroverse brachte 1966 ff den ersten Streit unter Historikern, die – wie alle unsere Geschichtsbücher, und die Schulbücher wohl bis heute – von einer unglücklichen Verkettung von Beistandspakten, Ereignissen und Verträgen sprachen, die vom Attentat in Serbien bis zur Mobilmachung wirkten.

Kurt Eisner glaubte anfangs auch noch

an den Angriff der Russen, die Kriegspropaganda wirkte, aber dass die Reichswehr das neutrale Beligien beim Durchmarsch platt machen musste und der bayrische König einen Zugang zum Meer erhoffte: Imperialismus war angesagt, Alldeutsch war die Devise, Kolonien in aller Welt sollten UNS gehören …

… wie heutige Rohstoffe. Wir haben die Zeit nicht bewältigt, nix lernen wollen, und die Spätfolgen, jenes famose Deutschtum, steckt noch in allen Alten …

Es waren die Kirchen und die Schulen,

die den Drill, den Gehorsam und die Ordnung für die militärische Durchsetzung schufen: Die Kirchen hatten bis zur Revolution 1918 die Schulaufsicht, und in Hirtenbriefen kam die Kriegshetze, ausgeblendet der damalige Papst Benedikt, der zum Frieden mahnte:

Als Beispiel in Würzburg:

„Wie die Würzburger eine Revolution binnen drei Tagen beendeten

 7. April 1919: Der schwäbische Kommunist Anton Waibel ruft zwischen Neumünster und Dom die Räterepublik aus. Foto: Stadtarchiv Würzburg

Nachmittags um 4 Uhr am 7. April 1919, zwischen Dom und Neumünster: In Würzburg tobt die Revolution.Auf dem Dach eines Militärkraftwagens ruft der schwäbische Kommunist Anton Waibel vor 3000 Leuten die Räterepublik aus. In einem der Türme des Doms lauscht der Kirchendiener Matthias Seufert und ihm gefriert das Blut in den Adern.

Die Revolutionäre wollen, so hört er Waibel rufen, aus den Kirchenhäusern Vergnügungslokale machen; „die Brutstätten der schwarzen Brüder“ seien „Verdummungsanstalten fürs Volk“.

Aber drei Viertel der Würzburger sind katholisch, in dieser Stadt haben Waibels Ideen keine Zukunft. Alois Fenzl, Redakteur des Würzburger Generalanzeigers, notiert, bei einem Teil der Zuhörerschaft erwecke der Revolutionär „ein tiefes Gefühl des Ekels und der Beschämung“. Weiterlesen: 1919: Die Würzburger Räterepublik und

eine ganz spannende Seite zur Vorgeschichte:

Wie die Bischöfe vom Heldentod schwärmten und das Volksblatt zum Krieg rief  Postkarten waren ein beliebtes Mittel für die Propanda für Nation und Religion. Bildquelle: Privatsammlung Dietrich Heber/Fränkisches Freilandmuseum Bad Windsheim

Am dritten Advent des Jahres 1914 einigen sich die katholischen Bischöfe Deutschlands auf ein Dokument des Schreckens. Es kommt als Hirtenbrief zu den Gläubigen, in dem die Oberhirten den Weltkrieg als „strenge Adventschule“ begrüßen.

Sie schreiben, der Krieg habe „uns und unser Volk dem Heiland näher gebracht“. Viele, „die weit“ vom Glauben „abgeirrt waren“, fänden nun zur Kirche zurück. Am 29. Dezember 1914 veröffentlicht ihn ungekürzt das „Fränkische Volksblatt“, eine Tageszeitung der katholischen Kirche unter Würzburgs Bischof Ferdinand von Schlör.

Mit dem Krieg zurück zur alten Macht der Kirche

Der Hirtenbrief, ein fataler Mix aus religiöser und nationaler Begeisterung, ist nicht vom Himmel gefallen. Die Bischöfe nutzen den Krieg, um liberale und säkulare Entwicklungen zu stoppen – und um die Katholiken ins Kaiserreich zu integrieren.

Alles dreht sich um die Religion. Als Kaiser Wilhelm II. am 6. August 1914 seinen Untertanen mitteilt, dass nun „das Schwert entscheiden“ müsse, tut er das in christlicher Zuversicht. Er beendet seine Erklärung mit dem Satz: „Vorwärts mit Gott, der mit uns sein wird, wie er mit den Vätern war.“

Wie die Kämpfer der Terrormiliz Islamischer Staat, so lockt die christlichen Kämpfer das Paradies. Am 30. November 1914 verbreitet das „Volksblatt“, tiefgläubige Soldaten seien die besten, weil sie den Tod nicht fürchteten. „Was können sie“, die „fromm wie Kinder“ seien, „denn auch im schlimmsten Fall verlieren?“ Weiterlesen: 1914: Katholische Kriegspropaganda aus Würzburg

und eine weitere Seite zu den späteren Wirkungen

Friedrich August Freiherr von der Heydte

https://www.schreibdasauf.info

Der Ablauf in Erlangen:erlangener-boykottaufruf-uspd

„Wir wollen von der allerneusten Räteregierung nichts wissen, weil sie vollständig unter dem Einflusse dahergelaufener, landfremder Nordlichter und bolschewistischer Kosmopoliten steht“ Erlanger Tagblatt (ET) v. 8.4.1919.

Als in einem Telegramm dem Erlanger Arbeiter- Soldaten- und Bauernrat (ASBR) am Morgen des 7. Aprils die Ausrufung der bayrischen Räterepublik mitgeteilt wurde, wollten sich die bürgerlichen Parteien sogleich von Süddeutschland verabschieden: „Wir erwarten, daß ein freier Volksstaat Franken uns die unbedingt notwendige Ruhe und Ordnung bewahren wird“ (ET v. 7.4.1919). Neben Nürnberg wird Erlangen das zweite mittelfränkische Zentrum der Gegenbewegung. Weiterlesen: http://revolution-baiern.de/gegenbewegung-in-erlangen/

http://revolution-baiern.de

Die Münchner Ereignisse:

Bei der Bakunin-Hütte in Meiningen waren auch Erich Mühsam und viele Anarchisten zu Gast,

Bakunin-Hütte, historische Postkarte

Bakunin-Hütte, historische Postkarte

der Meininger Wanderverein Bakuninhütte erhielt den Erich-Mühsam-Förderpreis

Erich Mühsam war in den frühen 1930er Jahren in Meiningen auf der Hütte und schrieb etliche Postkarten, auch an Zenzl in Berlin, wo er nach der Ausbürgerung aus Baiern in der Hufeisen-Siedlung lebte.

Erich Mühsam und Meiningen:
Ich hatte die Ehre, dort als Referent eingeladen zu sein, und im Verein im Rats-Saal von den Arbeiten um die Räterepublik in München zu berichten. Sie hatten einen Bericht und einen Film davon gemacht, der auch auf der Seite zu finden ist:

revolutionszeitung München

https://revolutionszeitung.de/ und viel mehr: www.raete-münchen.de

und dann ging die Demokratisierung mehr in andere Kontinente Länder, und Befreiungsbewegungen, den bei uns kam der Faschismus und dann der Postfaschismus 

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