Vor hundert Jahren hatten sich alle Bayern mit den Kriegsfolgen, manche mit den den Streiks und wenige mit den Friedensgedanken auseinander zu setzen: Revolutionsgespräche.

Die SPD hatte die Reichstags-Abgeordneten, die gegen die Kriegskredite gestimmt hatten, erst gemaßregelt und dann aus der Fraktion ausgeschlossen, worauf sich die USPD gründete, die unabhängige Sozialdemokratie, zuerst in Berlin / bei einem Treffen in Gotha, dann auch in München.

Revolutionsgespräche

Wir alle wissen viele Einzelheiten, kennen etliche bekannte Schriftsteller, haben allerlei gelesen und hören aktuell immer neue Bruchstücke: Döblin, Rilke, Mühsam, Eisner, Landauer, Traven, …

Die damaligen Ereignisse einordnen und verstehen,

RüstungsarbeiterInnen-Streiks in Berlin, Nürnberg, München

Am Mi 10.1.18 werden wir um 21h in der Gegensprechanlage die drei bisherigen Revolutionsgespräche im www.Feldcafe.de im Cafe 5 vor 12 der Volxküche in Milbertshofen reflektieren und vorstellen, was dort in der Nachbarschaft und im Projekt grade so passiert ….
…. und am Do 11.1.18 werden wir dort in der bunten Runde besprechen, was aktuell passieren soll: Rüstungsarbeiter-Streiks wie vor 100 Jahren oder rührselige Münchner Gemütlichkeit bis zum Aufstehen?
Was würdest du denn wollen?

www.raete-muenchen.de wartet auf Kommentare oder Mitarbeit:

Wir beginnen in **Radio Lora München auf UKW 92,4** am Mittwoch 10.1.18 ab 21h mit einem kleinen Rückblick auf die letzten Revolutionsgespräche, und dann schauen wir vorwärts: Die neuen Bücher und Forschungen, der RüstungsarbeiterInnen-Streik, bei dem vor 100 Jahren 5 – 8000 Streikende Frauen und Männer auf den Straßen und in den großen Biersälen waren und Kurt Eisner aufforderten, aus Berlin von den Streiks zu berichten sowie mit Sara Sonja Lerch die internationale pazifistische Idee diskutierten, mitten im Krieg.

Die SPD, bis 1914 als Friedenspartei, ab dem Kriegsanfang aber im „Burgfrieden“: Stimmte dann für die Kriegskredite, bis auf Karl Liebknecht, und dann 1917 schon 25 SPD-Reichstags-Abgeordnete, die sofort ausgegrenzt wurden: Die USPD gründete sich zuerst in Berlin, dann auch in München, wo sie im Goldenen Anker in der Schillerstr. 30 vor allem eine offene Diskussionsrunde war, die allmählich erst Partei wurde, mit Ernst Toller …
Was nach 99 Jahren Revolutionen zu tun bleibt …

mehr noch auf www.plenum-R.org

Buchvorstellung der Neuerscheinung: Ernst Toller

Günther Gerstenberg: Der kurze Traum vom Frieden.

Ein Beitrag zur Vorgeschichte des Umsturzes in München 1918 mit einem Exkurs über die Gießener Jahre von Sarah Sonja Rabinowitz von Cornelia Naumann, edition AV, 24,90 Euro

am Montag, 29. Januar 19 Uhr im DGB-Haus Schwanthalerstraße 64, 80336 München  – mit freundlicher Unterstützung des Kulturreferats der Landeshauptstadt München

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Als das deutsche Kaiserreich im Sommer 1914 gegen Russland, Frankreich und England los schlug, waren auch Sozialdemokraten mit von der Partie.

Sie stellten das Wohl der Nation über die Solidarität mit den Arbeitern der anderen Völker.

Erst waren es nur wenige, dann wurden es immer mehr, die das Gemetzel an den Fronten ablehnten und gegen den „Burgfrieden“ der SPD protestierten, unter ihnen Kurt Eisner und Sarah Sonja Lerch, geb. Rabinowitz.

Am 29. Januar 1918, vor genau Hundert Jahren, streikten auch in München Tausende Arbeiterinnen und Arbeiter für Frieden und Volksherrschaft.

Ernst Lörcher im Jahr 1974: „Mein Vater hat politische Plakate im Fenster von seinem Mützenmacher-Laden im Lehel hängen gehabt. Das hat immer wieder Ärger gegeben. Mit einigen Nachbarn – und mit der Obrigkeit. Wenn der Vater von Versammlungen gekommen ist, hat er öfter vom Eisner erzählt oder von den aktiven Jugendlichen aus der Ecke vom Felix Fechenbach, von der Betty Landauer und der Sonja Lerch … Vor allem die Frauen haben ihn stark beeindruckt … Die Sonja Lerch hat die Revolution ja nicht mehr erlebt, sie ist noch davor in Stadelheim ziemlich mysteriös ums Leben gekommen.

Eingesperrt war sie dort, weil sie mit Eisner in Waffenfabriken gegangen ist und von Frau zu Frau erfolgreich zu Streiks aufgerufen hat. Sie war eine glühende Pazifistin und für meinen Vater eine begeisternde und überzeugende Rednerin. Die Betty Landauer war eher ruhig. Aber auch die konnte wohl scharf denken und fest diskutieren. Einmal wollte mein Vater Flugblätter vor den Bayerischen Geschützwerken verteilen und ich durfte ausnahmsweise mit meinem neuen Radl mit, weil schulfrei war.

Aber die Polizei war schon vor uns da. Wir haben abgedreht und uns mit den anderen hinterm nächsten Eck getroffen. Weil es den Frauen und Männern da mit uns Kindern zu gefährlich war, wurde die Verteilung der Flugblätter auf den nächsten Tag verschoben. Danach sind eine Handvoll Leute und der Vater mit dem Radl zu einem Willi gefahren und haben beratschlagt. Wir Kinder haben derweil im Hof Räuber und Schandi gespielt …“

Die Behörden konnten den Ausstand noch einmal „in ruhigere Bahnen lenken“. Sie zögerten das Ende nur hinaus. Im November 1918 brachen die Monarchien in Deutschland zusammen.

Archiv der Münchner Arbeiterbewegung e.V. Ebenböckstr. 11, 81241 München, Tel/Fax: 089/834 46 83  www.arbeiterarchiv.de

 

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