Die Reaktion auf Anschläge, Hetze und emotional privatisierte Wahrheiten sowie abstrusen bayrischen Gesetzesvorschlägen der Ausgrenzung kann nicht zwischen empörten Versammlungen und freundlichen Menschenketten bleiben.
Auch ist ein schneller Aufguss früherer Respekt-Kampagnen auf einen mörderischen Diskotheken-Überfall noch keine angemessene Form, denn die jeweils angesprochene Öffentlichkeit ist doch etwas beliebig, und ein paar Fernseh- und Radioberichte sind noch nicht wirkliche Wirksamkeit.
Wie diese entstehen kann, wird sich erst zeigen, wenn alle Interessierten wirklich ihre — auch beruflichen — Fähigkeiten einbringen.
Das kostet zwar für alle Beteiligten Zeit und Aufmerksamkeit, bringt aber mehr als die schnell delegierte Aktion, die nur Feigenblatt sein kann, so lange wir nicht mit der Entschiedenheit unserer Existenz dabei sind:
Menschenrechte waren in allen Ländern ein Streit, und den Streit der Aufklärung hat erst vor knapp 100 Jahren die republikanische Seite gegen Adel, Militär (-Industrie), Kirche und Monarchie voran gebracht, mit allgemeinem und Frauen-Wahlrecht (statt Besitzenden-Parlament zu Königs Zeiten) und Abschaffung der kirchlichen Schulaufsicht, die uns heute noch keine Scheidung oder andere Lebensformen zu denken erlauben würde.
Den Streit um die allgemeinen Menschenrechte tragen wir seit vielen Jahrzehnten in andere Länder, die inzwischen “verlängerte Werkbank” wurden, nachdem sie Jahrhunderte schon als Rohstoff-Lieferaten dienten:
Der Kolonialismus hat die Schätze des früher reichen Afrika nach Europa und Nordamerika gebracht, die Wüsten sind geblieben. Eisenbahnlinien fraßen die letzten Bäume in Nordafrika, die Kriege um die Kolonien erledigten die letzten Reste der Infrastruktur, wie gerade in Syrien.
Was müssen die auch auf unseren knapper werdenden Erdöl-Vorkommen wohnen, während wir uns nicht auf andere Energie umstellen wollen?
Neue Politik-Formen?
Es gibt sie, und die Geheimdienste haben längst die Entwicklungen der letzten Jahrzehnte übernommen: Gewaltfreie Aktion, entwickelt wie die Aktionen des zivilen Ungehorsam nach Mahatma Ghandi, war eine Form, gegen missbräuchliche Obrigkeit und Kolonialmacht vorzugehen, aber heute brauchen wir neue Klärung der demokratischen Formen.
Gewalt und Demonstration der Straße kann es nicht sein, das war schon das Ende der Weimarer Republik, und weder Vorträge noch Saalschlachten, weder Talkshows noch Facebook-Kampagnen und ähnliche geschäftsmäßige Petitions-Plattformen bringen einen qualifizierten Diskurs.
Diverse Veranstalter und Volkshochschulen kleben an den alten Formen der Podiumsdiskussionen, und die Runden Tische am Ende der DDR waren für die damalige Zeit die letzte diskursive Entwicklung.
Andere Moderationsformen wie Open Space wuchsen in der Tradition von Zukunftswerkstätten und -Konferenzen, World-Cafès und Barcamps ermöglichen breiteste Beteiligung, aber kaum Konflikt-Management.
Nun haben zwar tausende von AnwältInnen die Mediation für Konflikte erlernt, viele die Gewaltfreie Kommunikation und etliche sogar systemisches Konsensieren, aber all das geht nur, wenn die Bereitschaft zur wirklichen Zusammenarbeit besteht.
Die Stimmung ist aber auf Konflikt, aus Angst oder mit der Hoffnung auf neue Chancen. Dazu brauchen wir gemeinschaftliche Entwicklung.
Reaktionen bitte auch im www.eineweltnetz.org
Schreibe einen Kommentar