„Theater im sozialen Feld“ nannte es Winfried Stankewitz, was er an Projekten an der Evangelischen Hochschule Rheinland-Westfalen-Lippe mit Studierenden, Arbeitslosen, Alten und Stadtkomödianten inszenierte, einschliesslich einer Dreigroschen-Oper. Er schrieb:

„Allerdings bedarf das „demokratische Theater“, das „Theater von unten“ auch anderer ästhetischer Mittel: nicht mehr die Interpretation von dichterisch vorformulierten Lebensschicksalen, sondern künstlerische Gestaltung des erinnerten eigenen Schicksals ist Ausgang der Arbeit.“ (S. 12 in Denken & Handeln 23 Bochum 1994)

Mit dem Forumtheater des Augusto Boal wuchs uns eine weitere Form der authentisch angelegten Theaterform, die von seinen Mitarbeitenden in aller Welt zahlreich variiert wurde: Bei internationalen Festivals erlebten wir die faszinierendsten Inszenierungen, die ganze Gemeinden und Stadtteile in gemeinschaftliche Prozesse zogen, die sie nachhaltig veränderten:

Ein bislang fremdelndes Neubauviertel erlebt durch musikalische Einbeziehung aller Anwohnenden eine riesige Aufführung im Einkaufszentrum, dem einzig großen Raum, gespielt und gesungen durch Kinder, Eltern, alle Gruppen vor Ort, und beginnt durch die Geschichte, es als eigenen gemeinsamen Ort zu begreifen.

Eine Inuit-Gemeinde verarbeitet durch einen Gemeinde-Inszenierung die Geschichte des Mißbrauchs in den „christlichen Internaten“, in die sie über viele Jahrzehnte von der Regierung entführt worden waren, die sich im Mißbrauch der eigenen Kinder wiederholt hatte, und deckt die eigenen Mechanismen des Schweigens auf.

In Europa wanderten Augusto Boal und seine Theater-Methoden durch alle Länder, verbreiteten sich über die Bildungsarbeit in mehr als 70 Länder weltweit, zu verfolgen auf http://www.theatreoftheoppressed.org

Das Legislative Theater konnte in Rio de Janeiro beginnen, weil Augusto Boal dort zum Veredor (Stadtrat / Senator) gewählt worden war, in einer europäischen Konferenz begannen wir in München 1997 einen Versuch im Rathaus, aber es fehlte noch die breitere Beteiligung. Bericht

Nun winken neue Möglichkeiten: Beteiligungsprozesse in Nachbarschaften oder in politischen Initiativen können über Interviews in ihren Kreisen und Umkreisen das Publikum für Beteiligung auch im Theatereinladen: Zur Vorstellung der Ergebnis-Befragungen und der darin enthaltenen Dilemma …

 

 

 

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