poster_draft01_versionen.inddwpid-20150812_112909.jpg100 Jahre Anarchie, Frauenrechte, Pazifismus, Räte-Idee, Wandervogel …

Überlegungen zu einem Beitrag für das Anachistische Sommercamp bei Linz 12-21.August 2016

Impuls für ein Rundgespräch alter Form

Vor 100 Jahren entstanden in allen Städten die kleinen Bewegungen des Pazifismus, die von der Kriegspropaganda 1914 und dem folgenden „Burgfrieden“ der Gewerkschaften und der Sozialdemokratie mit den Zustimmungen zur Kriegsfinanzierung im feindseligen Nationalismus verschüttet worden waren.

Studierende begriffen mehrheitlich die Zusammenhänge, welche Interessen der Kriegsindustrie mit Adel, Militarismus und Monarchie durch die bürgerliche und gleichgeschaltete Presse in den Plänen lagen, die allmählich durch kleine Blätter offenkundig wurden: Die Lüge des Angriffs und der Verteidigung, die alten Pläne der Wiederholung des so ertragreichen Frankreich-Feldzuges von 1870/71, die von Schlieffen schon ab 1907 vorbereitet hatte …kurtEisnerBuechergilde

Die Friedensbewegung der Frauen, die sich auch international organisiert hatten, war schnell mit ihren Forderungen nach einem allgemeinen Wahlrecht (bis dahin in der Monarchie an männliches Besitzbürgertum und Standesrecht geknüpft) in Kriegsunterstützungen umgedreht worden, Sanitätsdienste und „Stricken für die Soldaten“ war ihre edelste Form …

Kurt Eisner hatte 1916 schon auf pazifistischen Treffen gesprochen, der 25-jährige Ernst Toller hatte ihn bei den Gründungen der Unabhängigen Sozialisten kennen gelernt, war nach der Verhaftung von Sara Sonja Lerch und Eisner nach den Aufrufen zum Rüstungsarbeiterinnen-Streik in die Bresche gesprungen,

für seine Veröffentlichungen der Unterlagen aus dem Außenministerium wurde Kurt Eisner von dem militaristisch orientierten Verehrer der reaktionären Thule-Gesellschaft, Graf Arco am 21. Februar 1919 ermordet,Eisner Portrait Gestecke 2015

Ideen der Anarchie jener Zeit

Mit dem Wandervogel war eine neue Sorte Jugendbewegung entstanden, die in klarer Abkehr von den studentischen Burschenschaften mit Kragen und Schärpen, Sauf-Kommers und schlagenden Verbindungen, bis heute finanziert von „Alten Herren“ aus der Industrie … beschloss, auf den eigenen Treffen nicht zu Saufen und zu Rauchen:

Demokratische Umgangsformen, Gleichberechtigung von Frauen, Gemeinschafts-Leben, auch gemeinsames Wirtschaften und freie Sexualität, Gesundheits-Bewusstsein und Veganismus, Naturkost und Lebensreform: Die Reformhäuser und die Genossenschaft Eden haben die Gleichschaltung und den Krieg überlebt, die Anthroposophie und die bündische Bewegung hat viele Teile verloren:

Erich-MühsamAm Monte Verita und in Schwabinger Cafes waren die neuen Gedanken der Psychoanalyse durch Leute wie Otto Gross bekannt geworden, hatte der wichtigste Räte-Gegenspieler von Kurt Eisner, Erich Mühsam mit Gustav Landauer und der Gräfin Reventlow Austausch, was von außen immer nur als Schach-Spielendes Cafehaus-Sitzen bezeichnet und berichtet wurde: Anarchie war die Grundlage des neuen Denkens gewesen, das ein Leben ohne militaristische Monarchie denkbar machte;

in diesen Szenen und zahlreichen geschlossenen und öffentlichen Veranstaltungen wurden Freikörper-Kultur (FKK) und Ausdruckstanz gepflegt wie Bewegungs- und Atmungstechniken und Stimmtraining, und was die Pioniere in den Städten in kleinen Zeitschriften diskutierten, lebten Jugendliche auf ihren Fahrten „ins Blaue“:

Es war noch leicht, auf Ochsenkarren und Pferde-Fuhrwerken mitgenommen zu werden, mit Gitarre und Proviant ins damals noch kurze Wochenende „aus grauer Städte Mauern“ der verrauchten Städte zu fliehen oder sogar auf „Große Fahrt“ zu gehen und nach Norwegen oder Schweden zu trampen, die damals als freier und demokratischer empfunden wurden, als deutsche Schulmeisterei und obrigkeitlicher Dünkel.

Nach der niedergeschlagenen Revolution wuchs aber auch die Arbeiterbewegung in ihren Formen der sportlichen und beruflichen Organisationen, auch in Chören und literarischen Kreisen, bis es plötzlich zu Ende war:

Hans Scholl und der Versuch, in der Hitlerjugend bündisch zu bleiben

M13it der „Machtergreifung“ 1933 waren alle konkurrierenden Vereinigungen verboten worden, die „Gleichschaltung“ wurde dann 1936 endgültig vollzogen, doch gab es Versuche etlicher Jugendgruppen wie in Ulm, gemeinsam unter dem aufgezwungenen Banner der Hitlerjugend die eigenen bündischen Gepflogenheiten und Fahrten weiter zu Pflegen. 1937 hatte Hans Scholl schon ein Verfahren wegen „bündischer Umtriebe“ und §175, was das peinliche Schweigen der Umgebung sicherte:

Eine gemeinsame Tramp-Fahrt nach Norwegen sollte als Devisen-Vergehen angeklagt werden, eine pubertäre Annäherung als homosexuelle Betätigung, beides wurde von einem Richter eingestellt, der wohl selber dem Wandervogel zugeneigt war.

Die kritischen Keime blieben

Viel passten sich äußerlich dem Gewalt- Regime an und versuchten, ihre Ideen des gemeinschaftlichen und neuen Lernens trotzdem unter zu bringen, in Schulen und Lehrlings-Ausbildung, wie Reichwein … Jungk,

Weitere Materialien in: www.raete-muenchen.de

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